RATGEBER

Schulden & was Schuldner tun und wissen sollten

Ich habe hohe Schulden. Was kann ich machen, um diese zu bezahlen?
Ich habe hohe Schulden. Was kann ich machen, um diese zu bezahlen?

Null-Prozent-Finanzierung, Ratenzahlung, vermeintlich einfache Kredite – es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Verbraucher, Geld auszugeben, das sie eigentlich gar nicht haben. Nicht immer fällt es leicht, den Verlockungen der Werbung zu widerstehen, vor allem, wenn es heißt: „Kaufen Sie heute und bezahlen Sie morgen.“ Nein, es ist sogar ganz normal und gesellschaftstauglich, sich zu verschulden.

Aber die Grenzen zwischen einer verantwortungsvollen Verschuldung und gefährlichen Schulden sind fließend. Nur allzu schnell können sie bis zu einer Überschuldung anwachsen. Dieser Gefahr sind einerseits diejenigen Verbraucher ausgesetzt, die über ihre Verhältnisse leben und dauerhaft mehr ausgeben als sie einnehmen. Andererseits können auch Menschen mit an sich guten Einkommensverhältnissen in der Schuldenfalle landen, wenn das gewohnte Gehalt aufgrund einer plötzlichen schweren Krankheit oder eines Unfalls wegfällt.

FAQ: Schulden – was nun?

Wieso sind Schulden so gefährlich?

Sie werden dann zu einem Problem, wenn Ihr Einkommen nicht mehr ausreicht, um alle Ihre Schulden zu bezahlen. Der letzte Ausweg ist dann häufig die Privatinsolvenz. Näheres zu den Folgen von Schulden erfahren Sie hier.

Unterliegen Schulden der Verjährung?

Ja. Normalerweise verjähren Forderungen nach drei Jahren. Besitzt der Gläubiger einen Vollstreckungstitel, z. B. ein Urteil oder einen Vollstreckungsbescheid, so beträgt die Verjährungsfrist sogar 30 Jahre.

Speichert die SCHUFA alle meine Schulden?

Nein, die SCHUFA speichert in erster Linie Daten, die Auskunft über Ihr Zahlungsverhalten geben, z. B. die Tatsache, dass Sie einen Kredit zur Immobilienfinanzierung erhalten haben. Wenn Sie diesen trotz zweifacher Mahnung nicht bezahlen, kann daraus ein negativer Eintrag folgen.

Weitere Ratgeber zum Thema Schulden:

Was sind Schulden und wann werden sie zum Problem?

Schulden sind finanzielle Verbindlichkeiten gegenüber einer anderen Person oder einem Unternehmen.
Schulden sind finanzielle Verbindlichkeiten gegenüber einer anderen Person oder einem Unternehmen.

Schulden“ ist der umgangssprachliche Begriff für sämtliche Zahlungsverpflichtungen gegenüber einer anderen Person. Der Autokäufer ist verpflichtet, seinem Kfz-Händler den Kaufpreis für das Fahrzeug zu bezahlen. Der Kreditnehmer muss den Kredit zu einem bestimmten Zeitpunkt an den Kreditgeber zurückzahlen. Der Mieter schuldet dem Vermieter monatlich den vereinbarten Mietzins.

Schulden sind unproblematisch, solange der Schuldner sie rechtzeitig und in vollem Umfang bezahlen kann. Finanzieren Sie Ihre Anschaffungen nur dann über einen Kredit oder eine Ratenzahlung, wenn …

  • Sie ausreichend finanziellen Spielraum für die Rückzahlung dieser Schulden eingeplant haben und
  • wenn Sie trotz dieser finanziellen Belastung unvorhergesehene Ausgaben oder plötzlich wegfallendes Einkommen ausgleichen können.

Anderenfalls können diese Schulden schnell zu Schwierigkeiten führen und sogar existenzbedrohend werden, sobald Sie nicht mehr in der Lage sind, diese Verbindlichkeiten zu erfüllen. Das trifft insbesondere auf sogenannte Primärschulden zu. Hierzu gehören:

  • Mietschulden: Der Vermieter kann fristlos kündigen und die Zwangsräumung veranlassen. Dem Mieter droht die Obdachlosigkeit und damit der soziale Abstieg.
  • Energie- bzw. Stromschulden: Wer seine Schulden beim Stromanbieter nicht bezahlt, muss damit rechnen, dass sein Versorger den Hahn abdreht. Kochen und heizen ist dann nicht mehr möglich.
  • Geldstrafen und Bußgelder: Bei ausbleibender Zahlung droht die Haft. Straftäter müssen die Geldstrafe in Tagen absitzen. Wer eine Geldbuße nicht bezahlt, kommt in Erzwingungshaft und muss anschließend trotzdem zahlen.

Machen Sie keine Schulden ohne genaue finanzielle Planung und ohne ausreichende Rücklagen. Kalkulieren Sie die Gefahr ein, dass durch Schicksalsschläge plötzlich Ihr Einkommen wegbrechen kann.

Weiterführende Ratgeber über verschiedene Schuldenarten

Ein schmaler Grat – Unterschied zwischen Verschuldung und Überschuldung

Sie haben nicht genug Geld, um Ihre Schulden zu bezahlen? Kontaktieren Sie Ihre Gläubiger und die Schuldnerberatung.
Sie haben nicht genug Geld, um Ihre Schulden zu bezahlen? Kontaktieren Sie Ihre Gläubiger und die Schuldnerberatung.

Eine Verschuldung liegt bereits dann vor, wenn jemand seinem Gläubiger einen kleineren Geldbetrag zahlen muss. Der Begriff ist wertneutral und bezeichnet nur den Umstand, dass der Schuldner eine bestimmte Geldschuld zu erbringen hat – unabhängig davon, ob er zahlen kann oder nicht.

Wenn die Schulden allerdings ein solches Ausmaß annehmen, dass das Einkommen des Schuldners nicht mehr ausreicht, um seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, dann gilt er als überschuldet. Das ist etwa in folgenden Beispielen der Fall:

  • Eine alleinerziehende Mutter macht sich selbstständig ohne entsprechendes Grundkapital. Sie hat weder Erfahrung noch die erforderlichen Kenntnisse in der Geschäftsführung und scheitert mit ihrem Vorhaben. Ihre Schulden betragen 15.000 Euro.
  • Ein Autofahrer verursacht einen schweren Unfall. Er ist arbeitslos und nicht haftpflichtversichert. Den Schaden in Höhe von 30.000 Euro kann er nicht bezahlen.
  • Ein Ehepaar kauft sich mithilfe eines Immobilienkredits eine Eigentumswohnung. Der Mann verliert nach einem Jahr seinen Job, sodass die beiden die Kreditraten nicht mehr bezahlen können. Ihre Schulden liegen bei 200.000 Euro.

Was Sie über Schulden wissen und was Sie beachten müssen

Schulden können, müssen aber nicht zu finanziellen Schwierigkeiten oder einer Überschuldung führen. Mit einem gut durchdachten Konzept (Schuldenregulierungsplan) lassen sie sich auch nach und nach abbauen.

Jedwede Hilfe bei Schulden funktioniert nur, wenn Sie Eigeninitiative ergreifen und aktiv am Schuldenabbau mitwirken.
Jedwede Hilfe bei Schulden funktioniert nur, wenn Sie Eigeninitiative ergreifen und aktiv am Schuldenabbau mitwirken.

Erforderlich hierfür sind:

  • Selbstdisziplin beim Umgang mit Geld
  • Suche nach neuen Einnahmequellen und Möglichkeiten, das Einkommen zu erhöhen
  • Überlegungen, wo (nicht notwendige) Ausgaben eingespart werden können
  • Ermittlung des monatlichen Geldbetrags, der für den Schuldenabbau übrig bleibt

Wer bietet (finanzielle) Hilfe bei Schulden?

Wenn Sie Ihre Schulden nicht mehr allein bewältigen können, sollten Sie sich so schnell wie möglich professionelle Hilfe suchen – z. B. bei der staatlichen oder gemeinnützigen Schuldnerberatung. Sie hilft Ihnen, den soeben erwähnten Plan zum Schuldenabbau zu erarbeiten. Und sie verhandelt mit Ihren Gläubigern und versucht, deren Zustimmung zum Plan zu erhalten.

Überschuldete Verbraucher neigen mitunter dazu, einen neuen Kredit für ihre Schulden aufzunehmen. Eine solche Umschuldung verschärft das Problem unter Umständen, auch weil hierfür meistens hohe Gebühren anfallen und hohe Zinsen berechnet werden. Wie Sie Ihre Schulden ohne teuren Kredit loswerden, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.

Was tun bei Schulden – die ersten Schritte

Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder Freunden über Ihre Schulden. Das verschafft zumindest seelische Erleichterung.
Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder Freunden über Ihre Schulden. Das verschafft zumindest seelische Erleichterung.

Wenn Sie einen kühlen Kopf bewahren und aktiv etwas unternehmen, können Sie Ihr Schuldenproblem lösen. Dabei helfen Ihnen die folgenden Schritte:

  • Verschaffen Sie sich zuerst einen Überblick über Ihre Finanzen. Stellen Sie hierfür Ihre Einnahmen und Ausgaben gegenüber und sortieren Sie alle wichtigen Unterlagen – am besten nach Gläubiger geordnet.
  • Wenn Sie unsicher sind, wie hoch Ihre Schulden inzwischen sind, können Sie bei Ihren Gläubigern eine Forderungsaufstellung anfordern.
  • Informieren Sie diese unbedingt rechtzeitig über Ihre Zahlungsschwierigkeiten und machen Sie deutlich, dass Sie Ihre Verbindlichkeiten auf jeden Fall erfüllen wollen. Das verbessert Ihre Chancen bei späteren Verhandlungen zur Schuldenregulierung.
  • Suchen Sie Hilfe bei Ihrer Familie und Freunden. Es erleichtert enorm, die eigenen Sorgen und Nöte mit nahestehenden Menschen zu teilen – selbst wenn sie Ihnen nicht direkt bei Ihren Schulden helfen können.
  • Vereinbaren Sie so schnell wie möglich einen Termin bei der Schuldnerberatung. Die Berater erarbeiten mit Ihnen ein Konzept zum Schuldenabbau und verhandeln ggf. auch mit Ihren Gläubigern darüber.
  • Machen Sie keinesfalls neue Schulden!

Auch wenn es lange dauern wird, alle Schulden zu bezahlen – verlieren Sie Ihr Ziel nicht aus den Augen und halten Sie durch. Jeder kleine Schritt, jede kleine Rate bringt Sie einem neuen, schuldenfreien Leben ein Stück näher.

Geerbte Schulden und wie Sie diese loswerden

Müssen die Hinterbliebenen Schulden des Verstorbenen erben?
Müssen die Hinterbliebenen Schulden des Verstorbenen erben?

Wer erbt, erhält damit nicht immer nur ein Vermögen. Auch Schulden des Verstorbenen sind vererbbar. Und seine Erben haften hierfür mit ihrem persönlichen Vermögen. Die Hinterbliebenen haben mehrere Handlungsoptionen.

Lassen Sie sich auf jeden Fall fachlich beraten. Suchen Sie einen Anwalt, einen Notar oder eine Schuldnerberatung auf.

War der Verstorbene überschuldet, ist es ratsam, das Erbe auszuschlagen, und zwar auch für Ihre minderjährigen Kinder, damit diese die Schulden nicht an Ihrer Stelle erben.

Falls Sie das Erbe annehmen, können Sie innerhalb der ersten drei Monate nach der Annahme möglichen Gläubigern gegenüber die Zahlung verweigern, indem Sie sich auf die Dreimonatseinrede nach § 2014 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) berufen.

Sie können ein Nachlassinsolvenzverfahren beantragen und damit die Haftung für die Schulden des Erblassers auf den Nachlass, also auf das Erbe beschränken. Sie haften dann nicht mehr persönlich.

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