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Insolvenzverwalter: Feind des Schuldners?

Der Insolvenzverwalter spielt sowohl bei der Regel- als auch der Privatinsolvenz eine wichtige Rolle.
Der Insolvenzverwalter spielt sowohl bei der Regel- als auch der Privatinsolvenz eine wichtige Rolle.

Können Sie Ihre Schulden nicht aus eigener Kraft abbauen, stellt die Privatinsolvenz einen gerichtlich geführten Weg aus der finanziellen Notlage. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Insolvenzverwalter. Wir erklären, welche Aufgaben er erfüllt und welche Rechte er hat.

FAQ: Insolvenzverwalter

Was genau macht ein Insolvenzverwalter?

Bei der Privatinsolvenz ist der Insolvenzverwalter vor allem dafür zuständig, die Insolvenzmasse an die Gläubiger zu verteilen. Außerdem tritt der Schuldner sein pfändbares Einkommen an ihn ab. Der Insolvenzverwalter gibt auch dieses an die Gläubiger weiter.

Was darf ein Insolvenzverwalter und was nicht?

Ein Insolvenzverwalter darf unter anderem Gegenstände pfänden, das pfändbare Einkommen des Schuldners während der Wohlverhaltensphase entgegennehmen und Verträge kündigen. Dabei muss er sich jedoch an die gesetzlichen Vorgaben halten.

Für wen arbeitet der Insolvenzverwalter?

Die Bestellung, die den Insolvenzverwalter in seine Position versetzt, nimmt das zuständige Gericht vor. Er ist jedoch nicht vom Insolvenzgericht angestellt, sondern arbeitet selbstständig. In der Regel erhält er erst zum Ende des Insolvenzverfahrens seine Vergütung vom Gericht. Wer Insolvenzverwalter werden kann, erfahren Sie hier.

Wie viel Geld bekommt der Insolvenzverwalter?

Wie hoch die Vergütung des Insolvenzverwalters ausfällt, legen die Regelungen der Insolvenzverwaltervergütungsverordnung (InsVV) fest. Grundsätzlich gilt, dass sich die Höhe der Vergütung nach der Insolvenzmasse richtet. Je größer diese ist, umso mehr verdient der Verwalter. Auch wenn es sich um einen schwierigen Fall handelt, steigt die Vergütung. Die Frage danach, wer den Insolvenzverwalter bezahlt, ist leichter zu beantworten: entweder ist es der Schuldner oder das Geld kommt aus der Staatskasse.

Was macht ein Insolvenzverwalter bei der Privatinsolvenz?

Zu den Aufgaben, die ein Insolvenzverwalter erfüllt, gehört die Pfändung von Gegenständen.
Zu den Aufgaben, die ein Insolvenzverwalter erfüllt, gehört die Pfändung von Gegenständen.

Meldet ein Schuldner die Privatinsolvenz an, wird ein gerichtliches Verfahren angestoßen, welches in verschiedene Phasen eingeteilt werden kann. Zunächst erfolgt ein gerichtlicher Einigungsversuch mit den Gläubigern. Scheitert dieser, startet das eigentliche Insolvenzverfahren. In dessen Rahmen wird eventuell vorhandenes Vermögen des Schuldners an die Gläubiger verteilt.

Es schließt sich die Wohlverhaltensphase an. Die private Insolvenz endet mit der Restschuldbefreiung. Damit kann der Schuldner befreit in einen neuen Lebensabschnitt starten.

Ein Insolvenzverwalter erfüllt wichtige Aufgaben bei der Privatinsolvenz. Während des Insolvenzverfahrens stellt er fest, wie groß die Insolvenzmasse ist, er verwertet Vermögensgegenstände und verteilt den Erlös an die Gläubiger.

In der sich anschließenden Wohlverhaltensphase treten Schuldner ihr pfändbares Einkommen an den Insolvenzverwalter – der in dieser Phase eigentlich offiziell Treuhänder heißt – ab. Dieses Geld muss er laut § 292 Abs. 1 der Insolvenzordnung (InsO) einmal im Jahr an die Gläubiger verteilen – allerdings nur, wenn die Verfahrenskosten bereits beglichen wurden oder die Beträge zu gering sind.

Wer wird Insolvenzverwalter? Seine Bestellung wird vom zuständigen Insolvenzgericht geregelt. Dieses ist laut § 58 Abs. 1 InsO dafür zuständig, ihn zu beaufsichtigen. Das Gericht kann unter anderem jederzeit Auskünfte von ihm einholen.

Welche Pflichten und Rechte hat ein Insolvenzverwalter?

Ein Insolvenzverwalter hat wichtige Pflichten. Er muss sich dabei stets an die rechtlichen Vorgaben halten.
Ein Insolvenzverwalter hat wichtige Pflichten. Er muss sich dabei stets an die rechtlichen Vorgaben halten.

Zu den Aufgaben, die ein Insolvenzverwalter bei der Privatinsolvenz hauptsächlich erfüllt, gehört also vor allem die Verteilung von Geld an die Gläubiger. Er hat etwa das Recht, Pfändungen vorzunehmen, insofern es sich nicht um unpfändbare Gegenstände oder anderweitige Vermögensgegenstände handelt.

Er darf außerdem unter anderem Verträge des Insolvenzschuldners – etwa eine pfändbare Lebensversicherung – kündigen, falls dies einen Erlös erbringt, welcher der Insolvenzmasse hinzugerechnet werden kann. Dabei muss er sich jedoch stets an die gesetzlichen Regelungen halten. Auch muss der Schuldner weiterhin frei über sein unpfändbares Einkommen verfügen dürfen.

Welche Pflichten hat ein Insolvenzverwalter gegenüber einem Gläubiger? Grundsätzlich ist er dazu verpflichtet, keinen der Gläubiger zu bevorzugen. Außerdem muss er der Gläubigerversammlung gegenüber Auskünfte geben, wenn diese entsprechende Fragen stellen.

Insolvenzverwalter wechseln: Bei der Privatinsolvenz möglich?

Wie wir bereits erwähnt haben, wählt das zuständige Insolvenzgericht den Insolvenzverwalter aus. Doch was passiert, wenn der Insolvenzschuldner mit dieser Entscheidung nicht zufrieden ist? Ist es erlaubt, den Insolvenzverwalter zu wechseln, während die Privatinsolvenz läuft?

Ein Wechsel ist nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen möglich – etwa, wenn Sie belegen können, dass der Insolvenzverwalter seine Pflichten vernachlässigt oder er Sie als Insolvenzschuldner benachteiligt. Sollte dies der Fall sein, können Sie eine Beschwerde beim zuständigen Gericht einreichen.

Wie wird man Insolvenzverwalter?

Wer kann Insolvenzverwalter werden? Dazu gehören unter anderem Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer.
Wer kann Insolvenzverwalter werden? Dazu gehören unter anderem Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer.

Wie eine Person Insolvenzverwalter werden kann, ist nicht genau festgelegt. Es gibt nämlich keine Berufsausbildung, die Menschen auf das Tätigkeitsfeld vorbereitet. Zudem gibt es keine genauen gesetzlichen Vorgaben dazu, welche Voraussetzungen eine Person erfüllen muss, die als Insolvenzverwalter eingesetzt werden kann.

§ 56 Abs. 1 InsO gibt lediglich Folgendes vor:

Zum Insolvenzverwalter ist eine für den jeweiligen Einzelfall geeignete, insbesondere geschäftskundige und von den Gläubigern und dem Schuldner unabhängige natürliche Person zu bestellen, die aus dem Kreis aller zur Übernahme von Insolvenzverwaltungen bereiten Personen auszuwählen ist.

Wer kann nun genau Insolvenzverwalter werden? Sie kommen meist aus den folgenden Berufsgruppen

  • Rechtsanwälte
  • Wirtschaftsprüfer
  • Steuerberater
  • Betriebswirte

und verfügen über zusätzliches Wissen zum Insolvenzrecht und entsprechende praktische Erfahrung.

Das zuständige Insolvenzgericht trifft selbst die Entscheidung, welche Person sie als geeignet anerkennt ob ein Insolvenzverwalter die Voraussetzungen erfüllt. Welche Maßstäbe dabei angesetzt werden, variiert von Gericht zu Gericht.

Insolvenzverwalter bei der Regelinsolvenz: Unternehmen sanieren oder liquidieren?

Der Insolvenzverwalter wird vom Gericht bestellt.
Der Insolvenzverwalter wird vom Gericht bestellt.

Tritt bei Unternehmen Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung ein, müssen diese die Regelinsolvenz anmelden. Diese unterscheidet sich von der einfacheren Privatinsolvenz, doch auch hier ist der Insolvenzverwalter von besonderer Bedeutung. Er stellt fest, wie groß die Insolvenzmasse ist und verteilt diese dann an die Gläubiger.

Doch im Gegensatz zur Privatinsolvenz hat der Insolvenzverwalter weitreichendere Aufgaben und Pflichten. Läuft das Insolvenzverfahren nicht in Eigenregie ab, muss er entscheiden, ob das Unternehmen saniert oder liquidiert wird. Bei Letzterem wird es aufgelöst. Der Insolvenzverwalter veräußert dann noch vorhandene Vermögensgegenstände. Das Geld geht dann an die Gläubiger.

Eine Sanierung bedeutet hingegen, dass das Unternehmen gerettet wird. Wie das genau geschehen soll, arbeitet der Insolvenzverwalter aus. Er hat außerdem die Verwaltungs- sowie Verfügungsgewalt. Er kann also selber Entscheidungen treffen und diese ausführen.

In vielen Fällen wird zwischen Eröffnung der Insolvenz und dem tatsächlichen Start des Verfahrens zunächst ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Seine Rechte und Pflichten sind meist weniger umfangreich als die des später eingesetzten Insolvenzverwalters. Zu seiner wichtigsten Aufgabe gehört es, dafür zu sorgen, dass die Insolvenzmasse gesichert wird. Nur der sogenannte „starke“ vorläufige Insolvenzverwalter hat auch die Verfügungsgewalt.

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