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Ratenzahlung: Trotz Privatinsolvenz Einkäufe finanzieren?

Ist eine Ratenzahlung trotz Insolvenz möglich?
Ist eine Ratenzahlung trotz Insolvenz möglich?

Egal, ob im Onlineshop oder im Geschäft vor Ort: Die meisten Händler bieten Ihren Kunden Ratenzahlungsoptionen an. Gerade für Personen, die monatlich über wenig Geld verfügen, klingt dies verlockend – auch für Menschen, welche gerade die Insolvenz durchlaufen und nicht über ihr vollständiges Einkommen verfügen können. Ist eine Ratenzahlung trotz laufender Privatinsolvenz erlaubt?

FAQ: Ratenzahlung trotz Privatinsolvenz

Können Sie eine Ratenzahlung trotz laufender Privatinsolvenz vereinbaren?

Dem steht nichts entgegen, insofern der Vertragspartner dem zustimmt und Sie damit keine unangemessenen Verbindlichkeiten eingehen. Mehr zu den grundsätzlichen Regelungen können Sie hier nachlesen.

Kann man trotz Privatinsolvenz ein Auto finanzieren?

Grundsätzlich ist dies möglich, insofern Ihr unpfändbares Einkommen ausreicht, um Lebenshaltungskosten und Raten zu bezahlen. Allerdings wird vor Vertragsabschluss Ihre Kreditwürdigkeit überprüft. Diese wird durch die Insolvenz jedoch vergleichsweise schlecht eingeschätzt werden. Deshalb kann es dazu kommen, dass Ihre Anfrage vom Kreditgeber abgelehnt wird.

Muss ich eine alte Ratenzahlung während der Privatinsolvenz weiter leisten?

Haben Sie vor der Privatinsolvenz mit einem Gläubiger eine Ratenzahlung vereinbart, müssen die Zahlungen mit Beginn des Insolvenzverfahrens einstellen. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Abschnitt.

Dürfen Sie während der Insolvenz eine Ratenzahlung vereinbaren?

Grundsätzlich können Sie während der Privatinsolvenz eine Ratenzahlung vereinbaren.
Grundsätzlich können Sie während der Privatinsolvenz eine Ratenzahlung vereinbaren.

Die Privatinsolvenz sorgt dafür, dass zahlungsunfähige Personen wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen. Das Verfahren geht jedoch mit einigen Entbehrungen einher. Während der dreijährigen Wohlverhaltensphase muss der Insolvenzschuldner den pfändbaren Teil seines Einkommens an den Insolvenzverwalter abtreten.

Über den unpfändbaren Betrag kann er jedoch frei verfügen. Vor diesem Hintergrund mag sich so mancher Insolvenzschuldner die Frage stellen, ob er eine Ratenzahlung trotz laufender Privatinsolvenz vereinbaren kann – beispielsweise für die dringend benötigte neue Waschmaschine, weil die alte nicht mehr zu reparieren ist.

Grundsätzlich gilt, dass Sie während der Privatinsolvenz eine Ratenzahlung vereinbaren dürfen – insofern der Vertragspartner damit einverstanden ist. In der Regel wird dieser nämlich zunächst eine Bonitätsprüfung durchführen. Die Privatinsolvenz sorgt jedoch dafür, dass sich Ihre Kreditwürdigkeit verschlechtert. Es kann also durchaus dazu kommen, dass Ihre Anfrage entweder abgelehnt wird oder dass Sie mit schlechteren Konditionen rechnen müssen.

Ausnahme: Wann die Versagung der Restschuldbefreiung droht!

Ratenzahlung während der Privatinsolvenz: Zur Versagung der Restschuldbefreiung kann es in einigen Fällen kommen.
Ratenzahlung während der Privatinsolvenz: Zur Versagung der Restschuldbefreiung kann es in einigen Fällen kommen.

Auch wenn die Möglichkeit besteht, eine Ratenzahlung trotz laufender Privatinsolvenz zu vereinbaren, so sollten Sie Verbindlichkeiten dieser Art nicht unbedacht eingehen.

Bedenken Sie, dass das Vorgehen schnell zu neuen Schulden führen kann, wenn Sie die Raten nicht pünktlich bezahlen können. Außerdem gilt: Häufen Sie während der Insolvenz neue Schulden an, dann werden diese nicht von der Restschuldbefreiung erfasst.

Des Weiteren ist ein anderer Punkt zu berücksichtigen: Die Vereinbarung einer Ratenzahlung während der Privatinsolvenz kann auch weitreichendere Folgen haben. Laut § 290 Abs. 1 Nr. 4 der Insolvenzordnung (InsO) gilt nämlich, dass es zur Versagung der Restschuldbefreiung kommt, wenn:

“der Schuldner in den letzten drei Jahren vor dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens oder nach diesem Antrag vorsätzlich oder grob fahrlässig die Befriedigung der Insolvenzgläubiger dadurch beeinträchtigt hat, daß er unangemessene Verbindlichkeiten begründet oder Vermögen verschwendet oder ohne Aussicht auf eine Besserung seiner wirtschaftlichen Lage die Eröffnung des Insolvenzverfahrens verzögert hat.”

§ 290 InsO

Gehen Sie also unangemessene Verbindlichkeiten ein, kann es dazu kommen, dass Sie die Restschuldbefreiung nicht erhalten – damit wäre das Verfahren umsonst gewesen. Auch wenn eine Ratenzahlung trotz Privatinsolvenz erlaubt sein kann, sollten Sie dies nur dann in Betracht ziehen, wenn Sie damit zwingend notwendige Anschaffungen tätigen müssen – nicht aber, wenn Sie damit Unterhaltungselektronik oder Luxusgüter finanzieren wollen.

Ratenzahlung trotz Insolvenzverfahren: Weiter an die Gläubiger zahlen?

Ratenzahlung trotz Privatinsolvenz: Überlegen Sie, ob die Ausgaben wirklich nötig sind.
Ratenzahlung trotz Privatinsolvenz: Überlegen Sie, ob die Ausgaben wirklich nötig sind.

Die Privatinsolvenz ist der letzte Ausweg für verschuldete Personen. Viele Betroffene haben bereits Jahre der finanziellen Schwierigkeiten hinter sich. Häufig kann es sein, dass Schuldner mit Gläubigern eine Abzahlung der Schulden in monatlichen Raten vereinbart haben.

Wie verhält es sich mit diesen Vereinbarungen, wenn die Privatinsolvenz startet? Es ist dem Insolvenzschuldner streng untersagt, Zahlungen an die Gläubiger zu leisten. Grundsätzlich gilt nämlich, dass die Gläubiger im gleichen Maße befriedigt werden sollen. Eine Ratenzahlung trotz laufender Privatinsolvenz an einen der Gläubiger würde diesen den anderen gegenüber bevorteilen. Die Gleichbehandlung der Gläubiger wäre damit nicht mehr gegeben.

Es gilt also: Beginnt die Privatinsolvenz, werden Raten­zahlungs­vereinbarungen mit den Gläubigern hinfällig. Zahlen Sie trotzdem, kann dies zur Versagung der Restschuldbefreiung führen.

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