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Kredit trotz Privatinsolvenz: Ist das möglich und zulässig?

Kann ich trotz Privatinsolvenz einen Kredit bekommen?
Kann ich trotz Privatinsolvenz einen Kredit bekommen?

FAQ: Kredit trotz Privatinsolvenz

Darf ich mir Geld leihen trotz Privatinsolvenz?

Es gibt keine Regel, die es Schuldnern grundsätzlich verbietet, sich Geld zu leihen. Sie müssen allerdings darauf achten, dass sie während der Wohlverhaltensphase keine unangemessenen Verbindlichkeiten begründen.

Ist ein Kredit trotz Privatinsolvenz möglich?

Schuldner erhalten eher keinen Kredit während ihrer Privatinsolvenz. Denn Banken sind gesetzlich verpflichtet, die Bonität eines potentiellen Kreditnehmers zu prüfen, wenn dieser ein Verbraucherdarlehen aufnehmen möchte, also einen Kredit für private Zwecke. Spätestens dann erfahren sie von der Zahlungsunfähigkeit und dem laufenden Insolvenzverfahren und lehnen einen Kredit ab.

Wie ist die Bonität nach der Privatinsolvenz?

Selbst eine abgeschlossene Privatinsolvenz wirkt sich noch eine Weile negativ auf die eigene Bonität aus. Denn die SCHUFA speichert eine erteilte Restschuldbefreiung zum Beispiel für sechs Monate.

Ist ein Kredit trotz Privatinsolvenz möglich?

Welche Bank gibt Kredit bei Privatinsolvenz?
Welche Bank gibt Kredit bei Privatinsolvenz?

In der Regel können zahlungsunfähige Schuldner während der Privatinsolvenz keinen Kredit aufnehmen. Ein Grund dafür ist die Gesetzeslage:

§ 505a Abs. 1 BGB verpflichtet Banken als Darlehensgeber, „vor dem Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrags die Kreditwürdigkeit des Darlehensnehmers zu prüfen“, zum Beispiel mithilfe einer SCHUFA-Auskunft. Nur wenn keine erheblichen Zweifel an der Kreditwürdigkeit des Kunden bestehen, darf die Bank überhaupt einen Darlehensvertrag mit ihm abschließen.

Deshalb ist ein herkömmlicher Kredit trotz Privatinsolvenz ausgeschlossen. Denn wer sich gerade in einem Insolvenzverfahren befindet, ist eben nicht kreditwürdig, geschweige denn in der Lage, den Kredit auch vertragsgemäß zurückzuzahlen.

Schuldner können versuchen, einen Kredit trotz Privatinsolvenz mit Bürgen aufzunehmen. Ob dies angesichts der Regelung des § 505a BGB gelingt, ist eine andere Frage. Und auch der potentielle Bürge sollte sich sehr genau überlegen, ob er mit seinem ganzen Vermögen für die Kreditschulden einer zahlungsunfähigen Person haften möchte. Das damit verbundene Risiko ist enorm.

Kredit mit Privatinsolvenz birgt zahlreiche Risiken

Deutsche Banken vergeben gewöhnlich keinen Kredit trotz schlechter SCHUFA und Privatinsolvenz.
Deutsche Banken vergeben gewöhnlich keinen Kredit trotz schlechter SCHUFA und Privatinsolvenz.

Wer mit dem Gedanken spielt, beispielsweise einen Autokredit trotz Privatinsolvenz aufzunehmen, sollte sich bewusst sein, dass er damit nicht nur seine angestrebte Entschuldung bzw. die Restschuldbefreiung gefährdet.

Stattdessen droht der Schuldner, noch tiefer in die Überschuldung zu rutschen, weil ihm zur Abzahlung des Kredits nicht sein gesamtes Einkommen zur Verfügung steht. Und im schlimmsten Fall kann er sich sogar strafbar machen.

In den folgenden Abschnitten erklären wir genauer, worin diese Gefahren bestehen.

Kredit trotz Privatinsolvenz als unangemessene Verbindlichkeit

Während der Wohlverhaltensphase sind Schuldner angehalten, keine unangemessenen Verbindlichkeiten zu begründen und kein Vermögen zu verschwenden. Bei einem Verstoß gegen diese Obliegenheit können die Insolvenzgläubiger die Versagung der Restschuldbefreiung beantragen.

Nimmt ein Schuldner einen Kredit trotz Privatinsolvenz auf, so kann diese eine solche unangemessene Verbindlichkeit darstellen, insbesondere …

  • wenn er den Kredit nicht zwingend benötigt bzw.
  • aufgrund der finanziellen Situation des Schuldners wirtschaftlich nicht nachvollziehbar ist.

Während des Insolvenzverhaltens müssen sich Schuldner auf eine bescheidene Lebens- und Haushaltsführung beschränken und entsprechend sparsam leben. Als unangemessen gelten deshalb in der Regel kreditfinanzierte Konsumschulden, Urlaubsreisen und Feiern.

Das bedeutet aber nicht, dass Schuldner während der Privatinsolvenz gar keine neuen Verbindlichkeiten eingehen dürfen. Geht zum Beispiel die Waschmaschine kaputt, darf sich der Schuldner ein Ersatzgerät anschaffen, das zu einem bescheidenen Leben und Haushalt passt. Wichtig ist dabei immer, ob die jeweilige Ausgabe wirtschaftlich vernünftig ist.

Keine Restschuldbefreiung für einen neuen Kredit trotz Privatinsolvenz

Selbst wenn es gelingt, einen Kreditgeber zu finden, wird ein Kredit trotz Privatinsolvenz schnell zur Schuldenfalle.
Selbst wenn es gelingt, einen Kreditgeber zu finden, wird ein Kredit trotz Privatinsolvenz schnell zur Schuldenfalle.

Begründet ein Schuldner nach der Eröffnung der Privatinsolvenz neue Verbindlichkeiten, so werden diese nicht von der Restschuldbefreiung erfasst. Er muss sie als vereinbarungsgemäß in vollem Umfang bezahlen, anderenfalls kann sich der neue Gläubiger einen Vollstreckungstitel verschaffen und anschließend Zwangsvollstreckungsmaßnahmen einleiten.

Des eigentliche Ziel der Privatinsolvenz, die völlige Schuldenfreiheit, ist damit vereitelt. Eine zweite Privatinsolvenz mit erneuter Restschuldbefreiung ist dann erst nach Ablauf der Sperrfrist möglich. Diese dauert elf Jahre, wenn das Insolvenzgericht im ersten Verfahren die Restschuldbefreiung erteilt. Außerdem dauert die Wohlverhaltensphase im neuen Verfahren dann fünf Jahre und nicht nur drei.

Kredit trotz Privatinsolvenz als Eingehungsbetrug

Nun könnte der eine oder andere auf die Idee kommen, sich einen (privaten) Kredit zu verschaffen und dabei die eigene Insolvenz einfach zu verschweigen. Doch genau dieses Vorgehen ist als sogenannter Eingehungsbetrug strafbar.

Der Betrug besteht darin, vertragliche Verbindlichkeiten zu begründen – in diesem Fall den Kreditvertrag -, ohne in der Lage oder ohne willens zu sein, diese auch zu erfüllen. Für eine solche Tat droht dem Betrüger eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Zur Klarstellung: Normalerweise ist es nicht strafbar, Verbindlichkeiten nicht zu erfüllen. Stattdessen kann die andere Vertragspartei ihre Forderungen auf zivilrechtlichem Wege durchsetzen, beispielsweise im gerichtlichen Mahnverfahren oder per Klage. Wer aber einen Kredit trotz Privatinsolvenz aufnimmt, obwohl er sich bewusst ist, dass er diesen nicht zurückzahlen kann oder will, der begeht einen Eingehungsbetrug. Der Schuldner muss also vorsätzlich handeln, wobei in billigendes Inkaufnehmen der Nichterfüllung ausreicht.

Kredit nach der Privatinsolvenz nicht sofort möglich

Wer nach seiner Privatinsolvenz einen Kredit aufnehmen möchte, muss sich noch einige Zeit gedulden, bis sich ihre Bonität wieder verbessert hat. Und das dauert, weil die SCHUFA die Erteilung einer Restschuldbefreiung für sechs Monate in ihrer Datenbank speichert. Und die eigentliche Privatinsolvenz für drei Jahre ab dem Verfahrensende.

Weil die Banken, wie bereits erwähnt, die Bonität prüfen müssen, werden sie von der Kreditunwürdigkeit erfahren und in der Regel keinen Kredit trotz erfolgreicher Privatinsolvenz vergeben.

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