RATGEBER

Schuldeneintreiber – Inkasso in Deutschland einfach erklärt

Schuldeneintreiber müssen sich an bestimmte Regeln halten. Welche das sind, erklären wir in diesem Ratgeber.
Schuldeneintreiber müssen sich an bestimmte Regeln halten. Welche das sind, erklären wir in diesem Ratgeber.

FAQ: Schulden eintreiben

Was ist ein Geldeintreiber?

Schuldeneintreiber sind Inkassounternehmen. Sie treiben offene Rechnungen und sonstige Geldforderungen für andere Personen ein. Meistens arbeiten sie für Händler und Dienstleister, aber auch Verbraucher lassen Privatschulden eintreiben.

Wer darf Geld eintreiben?

Laut § 10 Abs. 1 Nr. 1 Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) müssen Inkassoeintreiber registriert sein. Nur dann dürfen sie ein Inkasso betreiben und offene Forderungen eintreiben. Die Voraussetzungen für eine solche Registrierung fassen wir hier zusammen. Ob ein Schuldeneintreiber registriert ist, können Sie online kostenlos im Rechtsdienstleistungsregister nachprüfen.

Kann ich als Verbraucher bzw. private Personen einen Schuldeneintreiber beauftragen?

Ja, das ist möglich. Inkassoeintreiber, die für Verbraucher tätig werden, müssen dabei bestimmten Hinweispflichten nachkommen, die wir hier zusammenfassen.

Wer darf als Schuldeneintreiber arbeiten?

Schuldeneintreiber dürfen in Deutschland nur tätig werden, wenn sie geeignet, zuverlässig und registriert sind.
Schuldeneintreiber dürfen in Deutschland nur tätig werden, wenn sie geeignet, zuverlässig und registriert sind.

Das Eintreiben von Forderungen ist tatsächlich ein offizielles – und legales – Arbeitsgebiet: der Beruf des Inkassodienstleister. Einzelpersonen und Unternehmen dürfen laut § 10 Abs. 1 Nr. 1 RDG aber nur dann als Schuldeneintreiber arbeiten, wenn sie registriert sind.

Diese Registrierung erhalten sie nur, wenn sie folgende, in § 12 RDG benannte Bedingungen erfüllen:

  • Persönliche Eignung und Zuverlässigkeit (fehlt bei einer eigenen Überschuldung oder erheblichen Vorstrafen)
  • Theoretische und praktische Fachkenntnisse im Bereich Inkassodienstleistung
  • Berufshaftpflichtversicherung mit einer Mindestversicherungssumme von 250.000 € pro Versicherungsfall

Ob ein Geldeintreiber tatsächlich registriert ist, finden Sie ganz einfach heraus: Rufen Sie den Rechtsdienstleistungsregister im Internet auf und geben Sie seine Kontaktdaten in die Suchmaske ein. Nach einem Klick auf den „Suche“-Button sehen Sie, ob und über welche Registrierungsbehörde der Schuldeneintreiber registriert ist. Diese Suche ist für Sie kostenfrei.

Sollte der Anbieter für andere offene Rechnungen eintreiben, ohne registriert zu sein, können Sie ihn bei der Aufsichtsbehörde oder bei der Staatsanwaltschaft anzeigen. Weil das eine Ordnungswidrigkeit ist, muss er mit einem Bußgeld rechnen.

Was dürfen Schuldeneintreiber und was dürfen sie nicht?

Geldeintreiber sind private Unternehmen. Sie haben keine hoheitlichen Rechte.
Geldeintreiber sind private Unternehmen. Sie haben keine hoheitlichen Rechte.

Gläubiger dürfen zwar ein registriertes Inkassobüro beauftragen und ihre Schulden eintreiben lassen.

Allerdings hat dieser Dienstleister allenfalls dieselben Rechte wie der Gläubiger. Er besitzt hingegen keine hoheitlichen Rechte wie zum Beispiel der Gerichtsvollzieher.

Die folgende Übersicht veranschaulicht, was ein Geldeintreiber darf und wozu er nicht berechtigt ist:

Schuldeneintreiber dürfen:

  • Zahlungserinnerungen und Mahnungen verschicken
  • Inkassoschreiben versenden
  • rechtliche Schritte ankündigen, falls Sie die (berechtigte) Forderung nicht bezahlen
  • einen Mahnbescheid im gerichtlichen Mahnverfahren beantragen
  • einen Vollstreckungsbescheid erwirken

Schuldeneintreiber dürfen nicht:

  • Ihre Wohnung betreten und durchsuchen
  • Ihre Sachen beschlagnahmen
  • Sie zur Abgabe der Vermögensauskunft auffordern
  • den Anschein erwecken, dass eine Gegenwehr gegen das Inkasso sinnlos ist
  • mit der Zwangsvollstreckung oder Verhaftung drohen, obwohl gar kein Vollstreckungstitel vorliegt

Nur die staatlichen Vollstreckungsorgane dürfen Vollstreckungsmaßnahmen durchführen. Das bedeutet zum Beispiel, dass nur ein Gerichtsvollzieher Ihre Wohnung durchsuchen und Gegenstände pfänden darf.

Sollte ein Schuldeneintreiber auf verbotene Methoden zurückgreifen, sollten Sie dies der zuständigen Inkassoaufsicht melden.

Welche Pflichten haben Geldeintreiber?

Wer beim Inkasso private Schulden eintreiben will, muss seinen Hinweis- und Informationspflichten nachkommen.
Wer beim Inkasso private Schulden eintreiben will, muss seinen Hinweis- und Informationspflichten nachkommen.

Wer für jemand anders das Inkasso übernimmt als Geldeintreiber, muss seinen Darlegungs- und Informationspflichten aus § 13a RDG nachkommen.

Handelt es sich bei den Schulden über Forderungen gegenüber einer Privatperson, muss er bereits bei der ersten Geltendmachung klar und verständlich insbesondere folgende Informationen übermitteln:

  • Name bzw. Firma und Anschrift des auftraggebenden Gläubigers
  • Grund der Forderung (konkrete Bezeichnung des Vertragsgegenstands und Datum des Vertragsschlusses)
  • Nachvollziehbare Zinsberechnung (zu verzinsende Forderung, Zinssatz, Zeitraum, für den Zinsen berechnet werden)
  • Geltend gemachte Inkassokosten (Art, Höhe, Grund der Entstehung)
  • Bezeichnung, Anschrift und elektronische Erreichbarkeit der zuständigen Aufsichtsbehörde
  • Bei einer geplanten Stundungs- oder Ratenzahlungsvereinbarung Hinweis auf die dadurch entstehenden Kosten

Wenn Sie das Inkassoschreiben nicht verstehen, fragen Sie beim Schuldeneintreiber nach. Er ist gesetzlich verpflichtet, Ihnen auf Anfrage unverzüglich mitzuteilen, wie die Person/Firma heißt, in der die Forderung entstanden ist und unter welchen Umständen der Vertrag zustande gekommen ist.

Wenden Sie sich umgehend an einen Anwalt oder an eine Schuldnerberatung, wenn Sie an der Rechtmäßigkeit der Forderung zweifeln. Auf keinen Fall sollten Sie das Inkassoschreiben ignorieren oder unbeantwortet lassen. Eine unberechtigte Forderung müssen Sie nicht bezahlen, Sie sollten ihr aber in jedem Fall schriftlich widersprechen. Versenden Sie Ihren Widerspruch am besten per Einschreiben an den Schuldeneintreiber.

Schulden eintreiben für Privat: Pflichten gegenüber Verbrauchern

Unseriöses Inkasso: Nutzt ein Eintreiber verbotene Methoden, können Sie ihn bei der Inkassoaufsicht melden.
Unseriöses Inkasso: Nutzt ein Eintreiber verbotene Methoden, können Sie ihn bei der Inkassoaufsicht melden.

Dienstleister, die Forderungen eintreiben und das Inkasso für Verbraucher betreiben, müssen ebenfalls bestimmten Darlegungs- und Informationspflichten nachkommen.

Sie müssen dem Verbraucher vor Abgabe seiner Vertragserklärung beispielsweise folgende Informationen klar und verständlich zur Verfügung stellen:

  • im Falle der Vereinbarung eines Erfolgshonorars: Hinweis auf andere Möglichkeiten zur Schuldeneintreibung bzw. Durchsetzung der Forderung
  • im Falle der Absicherung von Kostenrisiken durch einen Prozessfinanzierer: Hinweise hierauf und auf die mit dem Prozessfinanzierer getroffenen Vereinbarungen zur Prozessführung
  • für den Schuldeneintreiber zuständige Aufsichtsbehörde (Name, Anschrift, elektronische Erreichbarkeit)

„Inkassodienstleister, die für Verbraucher tätig werden, müssen Verbrauchern, für die sie im Einzelfall nicht tätig werden wollen, die hierfür wesentlichen Gründe mit der Ablehnung der Tätigkeit in Textform mitteilen. In der Mitteilung ist darauf hinzuweisen, ob eine rechtliche Prüfung der Forderung stattgefunden hat und ob diese ganz oder teilweise automatisiert vorgenommen wurde. Die Mitteilung ist mit einem Hinweis zu verbinden, dass die Ablehnung der Tätigkeit andere Möglichkeiten zur Durchsetzung der Forderung unberührt lässt.“

[Quelle: § 13b Abs. 2 RDG]

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